Richtungsbezüge in ägyptischen Sakralanlagen oder: Warum im ägyptischen Tempel das Sanktuar hinten links in der Ecke liegt (Teil II)

Ausführliche Beschreibung

ID:38602
Verfasser: Fitzenreiter, Martin
Dokumententyp:Artikel in Zeitschrift
Erscheinungsjahr:2004
Veröffentlicht:Hamburg (2004)
Zeitschrift:Studien zur Altägyptischen Kultur (SAK), 32
Schlagwörter: TEMPELARCHITEKTUR -> Bauten im weitesten Sinn
ACHSENBEZUG -> Kunst, Kanon
Seiten:119-147
Verfügbarkeit:Lokaler Bestand vorhanden
Signatur:Z-SAK
Letzte Aktualisierung:24.08.2004
Eintrag-Nr(alt):39257
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Ägyptische Tempel und funeräre Anlagen setzen sich aus mehreren baulichen Komponenten zusammen. Diesen Komponenten (Räume und Raumgruppen) können bestimmte Funktionen im Kult zugeschrieben werden (Kultbildkammer, Opfertischsaal, Festhof; Grabkammer, Speiseopferstelle etc.). In Abfolge und Anordnung der Komponenten haben sich im Laufe der Entwicklung der altägyptischen Sakralarchitektur Standards herausgebildet. Charakteristisch für diese Standards ist die lineare und symmetrische Kombination der einzelnen Funktionseinheiten. Es können aber innerhalb der Sakralgebäude häufig Achsenknicke und Brechungen der Symmetrie festgestellt werden. Nachdem im ersten Teil Beispiele mit auffälligen Richtungsänderungen in der Raumsequenz diskutiert wurden, werden im zweiten Teil Tempel mit linear gelegener Kultbildkammer besprochen und am Beispiel des Horus-Tempels von Edfu auf den Tempeltyp der Ptolemäerzeit eingegangen. Auch in diesen klassischen Beispielen für lineare und symmetrische Sakralgebäude sind Richtungsbrüche und Querbewegungen vorhanden, die mit der jeweiligen Funktion der Bauteile im Kult in Zusammenhang stehen. Abschließend werden die handlungstheoretischen Grundlagen für die Konstitution von Haupt- und Querachsen in ägyptischen Sakralanlagen diskutiert. Grundprinzip bei der Konstitution von Sakralgebäuden ist immer die Logik der kultischen Handlung. Bei der Gestaltung des konkreten Gebäudes steht diese aber in enger Wechselwirkung mit der Entwicklung architektonischer Standards, was in der Grundrißgestaltung zur Dominanz planerisch-gewollter Achsialität und Symmetrie führen kann. Neben den Aspekten Funktion und Form spielt im Sakralbau außerdem die Symbolik von Raum und Richtung eine wichtige Rolle, die auf gemeinägyptischen Vorstellungen der Raumorganisation beruht (Süden = 'vorn', Norden = 'hinten', Westen = 'rechts', Osten = 'links', Flußrichtung des Nils und Bahn der Sonne).